Untersuchung flächiger Raumwirkung bei Lochkamera-Fotoaufnahmen

Das Licht fällt durch eine sehr kleine Öffnung durch einen schwarzen Raum und erzeugt ein auf dem Kopf stehendes Bild. Die Belichtungszeit auf dem Planfilm kann Sekunden, Minuten oder Stunden betragen, je nach der Lochgröße und Tageshelligkeit. Die extrem kleine Blendenöffnung bewirkt eine gleichmäßige Schärfentiefe über das ganze Bild verteilt, ob 1cm oder 100m Entfernung wird alles gleich scharf abgebildet.

Dadurch entsteht eine graphisch flächige Wirkung. Um die Wirkung nicht abzuschwächen wollte ich 4/5zoll Negativ-Filme benutzen. Die geplanten Vergrößerungen können somit groß genug ausbelichtet werden, damit sie deutlich genug sind und ich mit dem Betrachtungsabstand experimentieren kann. Das war die Ausgangssituation für das Stipendium. Die Untersuchung befand ich als interessant und wohl überlegt, nach den ersten Versuchen war ich mit Unerwartetem konfrontiert. Nach den ersten Testaufnahmen mit einer umgebauten Teedose zur Lochkamera war mir klar, dass ich die Untersuchung unter kontrollierbaren Einflüssen durchführen wollte. Bei der Teedose war ein Lichteinfall durch Undichtigkeit gegen Sonnenstrahlen nicht vorteilhaft, ein Windhauch konnte die Dose leicht bewegen und eine Verwacklung des Bildes hervorrufen. Ferner war ein Filmwechsel unterwegs mit einem Wechselsack kompliziert und führte auch zu einem Fussel- und Staubbelag auf dem Planfilm.

Diese Unkontrllierbarkeit konnte ich mit einer „quasi Hightech-Lochkamera“ umgehen. Diese Harmann Titan Lochkamera verfügt über 2 Stativgewinde, für Hoch- und Querformat, kann Planfilmkasetten in der Rückwand aufnehmen und über die eingebaute Wasserwaage kann die Kamera lotrecht ausgerichtet werden. Es gibt weitere Konen mit 110mm und 150mm, die einem leichten Weitwinkel- oder Normalobjektiv entsprechen. Diese Lochkameravorsätze werde ich noch kaufen, um mehr Motive für diese Untersuchung aufnehmen zu können.

Durch die Benutzung mit einem Stativ sind Verwacklungen nahezu ausgeschlossen und die Planfilmkasetten kann ich im Atelier unter fast staubfreien Bedingungen vorbereiten. Farb- und SW- Filme mit unterschiedlichen ISO Werten stehen zur Auswahl. Darüber hinaus sind Gegenlichtaufnahmen möglich, Fehler wie Überstrahlungen sind natürlich denkbar, lassen das Motiv aber gut erkennen. Bei einer Teedose kann dieser Effekt zur Zerstörung des Bildes führen, weil alles durch einfallende Sonnenstrahlen überdeckt, überbelichtet, wird. – Gasse mit Kanaldeckel im Vordergrund, Kopfsteinpflaster, links und rechts Häuser, wenig Himmel. – Landschaft Donautal-Thiergarten ( ausgewählt Regionale Donaueschingen ) kahle Büsche und Baum im Vordergrund, Winterweide und Kalkfelsen im Hintergrund, Himmel mit Wolke. – Dorflandschaft mit Betonfläche und Treppe im Vordergrund, mittig Dorfplatz mit Brunnen, Fachwerk im Hintergrund. – Bannwald, Vordergrund Brachfläche mit ein ragenden gebogenen jungen Birkenstämmen, Mittel- und Hintergrund Wald.

Um eine flächige Raumwirkung in mehreren Bildbereichen darzustellen, wählte ich einen tiefen Kamerastandpunkt. Die durchgängig gleichbleibende Schärfentiefe erzeugt einen eigenständigen Raum im Vordergrund, der bei naher Entfernung sehr ungewöhnlich und wichtig wirkt. Pflastersteine vor einer Kathedrale sind ebenso scharf abgebildet wie die Kathedrale im Hintergrund, deshalb gleich wichtig. Bei den Landschaften ist diese Wirkung auch vorhanden aber nicht so plakativ, die unterschiedlichen Höhen und Größen des Vordergrundes, z.B. Gräser, verändern den Raumeindruck. Zu viel blaue Himmelsfläche stört die Untersuchung, da der Himmel keinerlei Zeichnung hat. Himmel mit ziehenden Wolken steht auf der Motiv-Liste und wird weiterverfolgt. Was mich von der Bildwirkung schwer beeindruckt hat, ist die Aufnahme mit den Regentropfen auf der Fensterscheibe und der Wiese.

Hier springen die verschiedenen Bereiche hin und her. Durch die längeren Belichtungszeiten kann es bei Luftbewegung oder gar Wind zu Bewegungsunschärfe kommen. Bei einer Belichtung von 10 Minuten werden bei Wind bewegliche Objekte wie Sträucher,Gräser oder Bäume nicht mehr als solch wahrgenommen, es eher flächige Wischbewegungen oder Flächen. Viele Fehler und Irrungen sind bildlich festgehalten. Eigentlich beginnt erst jetzt die richtige Arbeit, weil ich die Fehler zukünftig vermeiden kann. Ich werde mit dieser Art Photographie weiterarbeiten, habe Themen ausgewählt, die ich in Serien weiterverfolgen werde: Wasserflächen Makroaufnahmen Aufnahmen bei Regen Formatfüllendes ohne Himmel Landschaften im Wind Das Stipendium ermöglichte mir dieses Thema zu erforschen, es ist mittlerweile so interessant für mich geworden, dass mich die Kamera praktisch immer begleitet und ich viel mehr Aufnahmen mache als ich eigentlich plante. Die Fotoaufnahmen wurden in Sigmaringen, oberes Donautal, Ostrach, Freiburg, Tengen, Wertheim, Hochschwarzwald, Pfullendorf, Kaiserstuhl und Odenwald aufgenommen.